Die Gemeinde Midlum (friesisch Madlem) liegt, wie der Name schon sagt, im Mittelpunkt der Insel. Gefundene Dokumente zeigen, dass der Name „Middelum“ = Mittlere Stätte oder Mittlere Heimstatt auf das Jahr 1462 (gemeinsam mit Alkersum und Boldixum) zurückgeht. Mehr über die Geschichte von Midlum können Sie der Dorfchronik entnehmen:
1462
Aus folgenden, im Schloß Gottorf gefundenen Dokumenten „Liber censualis episcopi Slesvicensis“ und „Historisches Ortsnamen-Lexikon von Schleswig-Holstein“ geht die Namensgebung von Middelum auf das Jahr 1462 (gemeinsam mit Boldixum und Alkersum) zurück und kann daher als das Jahr der Gründung für Midlum historisch genannt werden. In diesem Jahre zahlten 12 Föhringer Dorfschaften Landgeld an das Bistum Schleswig, darunter auch Midlum.
1464
Aus dem „Hölzernen Register“, einem Verzeichnis des Kirchenvermögens der drei Föhrer Kirchen, geht hervor, daß die Kirche „St. Johannis“ auch Kirchenland im Gemeindebezirk Midlum besitzt.
1492
Der Deich wurde vollendet; es sollen etwa 22 km Sommerdeich gewesen sein, jedoch teilweise nur bis zur Höhe von 1,5 m; daher werden auch in Zukunft Deichbrüche und Überschwemmungen möglich.
1500
Über die nächsten 100 Jahre ist von der Gemeinde nichts aktenkundiges hinterlassen worden. Der größte Verlust an Aufzeichnungen und Niederschriften, die im Kirchenarchiv aufbewahrt wurden und die für die Chronik der Gemeinde von Bedeutung gewesen wären, ist durch den Brand der Kirche St. Johannis im Jahre 1598 entstanden.
1600
Magister Otto Richardi (Ocke Rörden), Sohn des Schmackschiffers Rörd Arfsten in Midlum, wird Pastor zu St. Johannis. Er stirbt 1603 im Alter von 35 Jahren, wird nicht auf dem Friedhof, sondern vor dem Altar von St. Johannis beigesetzt.
1610
Zum Midlumer Deichbau wurde erstmals eine Schubkarre verwendet; vorher kannte man diese nicht.
1634
In der großen Flut vom 11. Oktober ging der größte Teil von Nordstrand und den Halligen unter. Nur 3000 von 10 000 Menschen konnten ihr Leben retten. Viele Überlebende flohen auf die sicheren Geesthöhen von Föhr (auch nach Midlum), wo keine Menschenleben zu beklagen waren.
1654
zählte man in Midlum 110 Kühe, 48 Ochsen, 98 Stück Jungvieh und 401 Schafe (einschl. Lämmer).
1672
Die Gemeinden Midlum, Oevenum und Alkersum vereinigen sich zum Aufbau eines gemeinschaftlichen Schulhauses in der Nähe der Alkersumer Mühle. Zum Schulhalter wurde vom Visitatorium in Tondern der Organist Hans Christian Garrnow eingesetzt.
1706
Wyk erhält die Fleckengerechtsame mit einem eigenen Gerichtsvogt. Die Geschichte Midlums ist eng mit der von Wyk verbunden. Man hielt es für die beste Lösung, die alten Dörfer in Osterland Föhr von Wyk zu trennen, da der Gegensatz zwischen ihnen immer stärker wurde. Das geschah durch die Herzogin Hedwig Sophie und Herzog Christian August; am 15.04.1706 erhielt Wyk die Fleckengerechtigkeit und am 05.12.1710 das Marktrecht verliehen. Der Warenumschlag erfolgte in dieser Zeit auf der vertieften Wasserlösung in Midlum. Er ist letztmalig 1707 erwähnt. Danach hat die Binnenschiffahrt nach Midlum wegen Verschlickung nachgelassen und 1711 vollkommen aufgehört. Der Midlumer Hafen war dort, wo später der Weg vom Bauernhof Cornelius Arfsten in Midlum in die Marsch führte (Richtung Aussiedlungshof 9). Die Lagerhalle stand etwa da, wo das am 06.02.1972 abgebrannte Wohn- und Wirtschaftsgebäude von C. Arfsten stand.
1717
In der Nacht von Heiligabend zum ersten Weihnachtstag erfolgte eine heftige Sturmflut. Der Osterland Föhrer Deich wurde an vier Stellen beschädigt und das Wasser stieg vier Ellen über die Landfläche und drang in mehrere Wohnungen ein.
1723
Midlum trennt sich von der Gemeinschaftsschule; der Unterricht wird zunächst in einem Privathaus erteilt. Wyk wird in diesem Jahr die Fährgerechtigkeit erteilt; jedoch nur mit Segelschiffen.
1750
Midlum erhält die erste Schule. Das Dorf Midlum hat 86 Wohnungen
1766
Die Midlumer Vogelkoje wird am späteren Ackerum Hof angelegt. Hierfür war eine königliche bzw. staatliche Konzession erforderlich; die Vogelkoje wird auf Partnerschaft betrieben.
1767
Bei einem Schiffsunglück vor Helgoland, das Schiff befand sich auf der Reise von Amsterdam nach Föhr, ertranken 56 Personen, davon drei aus Midlum, sechs aus Oevenum und neun aus Alkersum.
1768
Am 22. April verstarb im Alter von 12 Jahren Andreas Paven, Sohn des Kapitäns Boh Knut Paven, dessen Schiff im Jahre 1767 vor Helgoland untergegangen war. Laut Kirchenbuch soll die 15jährige Jung Ehlen Jacobs aus Midlum, die sehr boshaft gewesen sein soll, den Knaben entsetzlich geprügelt und anschließend an einer Hausmauer mit einem Strick erdrosselt haben. Man vermutet einen Racheakt der Minderjährigen, für den beim Untergang des Schiffes von Paven ertrunkenen Vater. Drei Chirurgen, ein Rathmann und ein Arzt sollen zur Feststellung der Todesfolge hinzugezogen worden sein.
1769
Die erste Volkszählung erfolgt auf Föhr und wird sehr genau durchgeführt. Es wird neben dem Namen und Vornamen auch der Beruf angegeben bzw. Ehefrau, dann Sonstiges (verheiratet/unverheiratet) und das Lebensalter. Zu jener Zeit bekam die Ehefrau nach ihrer Verheiratung den Vornamen des Ehemannes als Familiennamen, in dem diesem ein „s“ oder „sen“ oder „n“ angehängt wurde. Die Ehefrau von Boh Peters mit Namen Marret hieß danach Marret Bohn. Die Kinder tragen dann auch den Namen Bohn. Oder: Danklef Knudten … die Ehefrau Krassen heißt dann nach der Heirat Krassen Danklefs. Manche Bürger waren mit der Namensgebung nicht einverstanden. Werner Heinz berichtet über den aus Husum stammenden Midlumer Einwohner Joachim von Hagen. Pastor Jürgen Hinrichsen hat dessen Kinder auf den Namen .Joachims“ taufen wollen; damit war der Vater jedoch nicht einverstanden, sondern wünschte, sie sollten seinen Stammnahmen haben. Der Pastor gab nach, schrieb aber nicht „von Hagen“ sondern „Vonhagen“. Eine der Töchter, steht im Standesregister als eine Geborene „Vonhagen“. Die Dorfbevölkerung setzte sich in dieser Zeit zu 42 % aus Personen unter 21 Jahren, zu 47 % zwischen 22 und 60 Jahren und zu 11 % über 60 Jahren zusammen. 11 % waren in der Landwirtschaft tätig, 12,5 % fuhren zur See, außerdem gab es 5 Tagelöhner, 4 Handwerker und 1 Chirurg, 7 % der Dorfbewohner waren Witwen, deren Männer auf See geblieben waren. Im Dorf bestehen 84 Wohnungen.
1777
Die Seefahrer Paul Boyen aus Midlum und Hans Knudtsen aus Wyk fuhren mit Commandeur Volkert Jensen von Amsterdam nach Grönland; das Schiff war im Eis festgesessen; sie gingen zu Fuß landeinwärts und wurden von Hunger und Kälte aufgerieben.
1778
Georg Philip Hassold, geb. 1747, kommt nach Midlum; er war in voller Uniform desertiert und kam über Holland (wo er der Navigation kundig wurde) nach Föhr. Im Jahre 1781 heiratete er Kerrin Martinen aus Midlum. Er wurde später Schiffscommandeur und bereiste als solcher Afrika und Südamerika. Danach bestellte man ihn zum Rathmann und Deichvogt in Midlum. Er stirbt 1835 im Alter von 87 Jahren. Durch ihn kommt der Name Hassold auf die Insel; da es kein Föhrer Name war, wurden seine Nachkommen nicht wie üblich nach dem Vornamen des Vaters benannt, sondern behielten den Namen Hassold.
1792
Erneut Deichbrüche und Überschwemmungen in der Marsch.
1800
Am 19. May wird Tücke Simons aus Midlum zum Rechensmann bestellt.
1802
In der Nacht vom 28. zum 29. September wütet ein Großfeuer in Midlum, wobei 7 Wohnhäuser, Ställe und Scheunen vernichtet wurden. Es betrifft die Häuser: Nr. 37, Nr. 40, Nr. 41, Nr. 44, Nr. 50, Nr. 48, Nr. 49. Zum Jahresende zählte man in Midlum nur noch 53 Wohnungen.
1809
In Midlum sind 72 Schüler.
1824
In einem Schreiben an den Land- und Gerichtsvogt zu Osterland Föhr beklagen sich der Bauernvogt und Rathmann Tücke Simons Groot und 8 Bauern aus Midlum darüber, daß Oevenumer Bauern auf dem Midlumfeld einen „ungehörigen und schrägen Fußsteig anlegten“ (zwischen Baasenhoog und Kabelackerum), wodurch die Geestfrüchte Schaden erlitten und zur Winterzeit das Wasser nicht ablaufen kann.
1825
In der Nacht vom 3. zum 4. Februar brach der Deich an mehreren Stellen; 4000 Schafe ertranken, davon allein 253 von Midlumer Schafhaltern. Die Flut erreichte eine Höhe von 4 Meter über Normal (siehe auch Häuserinformation zu Bi de Krog 10″). Zwischen Goting und Nieblum trennte die Flut die Insel in zwei Teile; mehr als 20 Häuser stürzten ein. Über die im Zuge dieser Deichbrüche aufgetretenen Schäden wird unter dem 9.3.1825 eine ausführliche Liste aufgestellt, welche die Repräsentanten in Midlum auf Osterland Föhr (Philip Hassold, Knud Erken, Tycke S. Groot und N. Volkerts) unterzeichneten. Diese Aufstellung findet sich im Landesarchiv Schloß Gottorf, Schleswig.
1827
Das Midlumer Schulhaus (erbaut 1750) wird umgebaut und zum Viereck mit einem speziellen Vorraum, in welchem die Kinder ihre Kopfbedeckung aufhängen konnten.
1835
Die Häuserzahl in Midlum beträgt 53!
1836
Wilhelm Hinrich Jenßen, 25 Jahre alt, empfing am 23. März, drei Monate nach seiner Heirat, bei einer Brautfahrt durch Unvorsichtigkeit eines Midlumer Jünglings eine Schußwunde am Kinn woraufhin er verstarb. Am 18. May traf ein Flügel der Alkersumer Mühle ein siebenjähriges Mädchen. Ihr Tod erfolgte wenige Stunden später.
1857
Am 5. Februar erteilt das ,Amthaus Tonder“ dem Brautpaar Andreas Gerrits in Wrixum und Maria Christine Jürgens aus Midlum die Genehmigung sich im Hause durch die Hand eines Priesters trauen zu lassen (Haustrauung!).
1860
Es findet eine Volkszählung statt, an welcher 306 Personen in Midlum gezählt werden. Das durchschnittliche Lebensalter betrug 44 Jahre. 26 % arbeiten in der Landwirtschaft, 7 % fahren zur See, 14 % Tagelöhner, 3,5 % Handwerker sowie ein Kroger, ein Handelsmann, ein Lehrer und Organist und „der Rest Witwen und Kinder“
1864
Am 18. July wurde die Insel Föhr durch die 6. Companie des Kaiserl. Königl. Oesterreichischem 9. Feldjäger – Batallions und den Oesterreichischen Kriegsschiffen „Wall“, „Seehund“ und „Elisabeth“ und das Preuß. Kanonenboot ,ßlitz“ von der Dänen-Herrschaft befreit.
1880
Am 31. May fand das Richtfest für das neues Schulgebäude in Midlum statt. Die Einwohnerzahl in Midlum beträgt 270 Personen; 64 Häuser. An Deichlasten sind jährlich 16,- Mark je Hektar zu zahlen. Es wird bezahlt für einen 3jährigen Ochsen 240 bis 300 Mark, eine gute Milchkuh kostet ebensoviel, ein gutes Schaf kostet 40,- Mark, 1 Zentner Gerste 14,-, 1 Zentner Hafer 8,-, 1 Zentner Kartoffeln 9,-.
1882
Um in Zukunft eine organisierte Brandbekämpfung durchführen zu können, wird am 7. Januar die „Freiwillige Feuerwehr Midlum“ gegründet; in einigen anderen Föhrer Ortschaften bestehen bereits freiwillige Feuerwehren.
1888
In Midlum wird eine Meierei gebaut, an welche auch die Landwirte aus den benachbarten Dörfern die Milch anliefern.
1896
An Wochentagen verkehrt zwischen Oldsum und Wyk über Midlum eine Pferdekutsche genannt „Hoffmanns Omnibus“. Das Gefährt kann 10-12 Personen aufnehmen. Haltestelle in Midlum ist „Gasthof Boysen“. Auf der Fahrt nach Wyk bekommt der Kutscher während des Aufenthaltes eine Tasse Kaffee, auf der Rückfahrt 1 Glas Grog.
1909
Midlum hat 61 Haushaltungen; in 35 wird friesisch, in 25 plattdeutsch und in einem hochdeutsch gesprochen.
1924
Nachdem bereits in mehreren Inseldörfern Jugendfeuerwehren bestehen, wird heute, am 10. Januar, auch in Midlum eine Jugendfeuerwehr gegründet.
1925
Am 5. Januar, abends 10 Uhr Feueralarm; es brennen Wirtschaftsgebäude und Stallung von Ackerum-Hof; das Wohnhaus wurde gerettet. Brandursache unbekannt. Am 6. Januar beantragt die Feuerwehr die Anschaffung von 5 Feuerhörnern, die in der Gemeinde zu verteilen sind. In diesem Jahre werden keine Kinder eingeschult; die Schülerzahl beträgt nur noch 39. 16. Juni; nach der heutigen Volkszählung hat Midlum 292 Einwohner.
1926
Eben vor Jahresschluß wurde unser Dorf (zusammen mit Alkersum und Oevenum) mit einer freudigen Errungenschaft bekannt gemacht: Elektrisches Licht Für das Ortsnetz mußte die Gemeinde eine Schuldenlast von Reichsmark 10.000.- tragen.
1928
Der Kapitän Jan Arndt Hinrichsen aus Midlum wollte seiner Gemeinde für das Schulhaus eine neue Glocke schenken; leider ging das Schiff, auf dem sich auch die Glocke befand, in schwerem Sturm vor der holl. Küste mit der gesamten Besatzung unter. Hinrichsen wollte zum Frühjahr 1929 von der Seefahrt Abschied nehmen.
1947
Am 14. Februar durchbrechen Hermann Nissen und Simon Jacobsen den Eisgürtel, der die Insel umschließt. Bereits 1813/14 fuhr man bis März mit Pferd und Wagen von Föhr nach Südwesthöm.
1959
Beginn der Flurbereinigung in Midlum am 20. Januar.
1960
Am 15. Februar bekommt Midlum neue Straßenbeleuchtung und zwar 11 Lampen, davon 4 an der Hauptstraße. Preis DM 4.500,00
1968
In Midlum zählt man 75 Haushaltungen (die gleiche Anzahl wie 1889); in 18 spricht man friesisch, in 34 plattdeutsch und in 9 mehrsprachig!
1976
3. Januar. Seit den frühen Morgenstunden tobt ein Orkan aus Nordwest! Um 10 Uhr Sirenenalarm, da die Gefahr eines Deichbruches besteht.
7. Januar. Ab heute die erste Müllabfuhr in Midlum; jeder Haushalt erhält 25 Plastiksäcke pro Jahr, zum Preise von DM 50.-. Bisher konnten die Midlumer ihren Müll kostenlos zur Alkersumer Müllkuhle bringen, da die Kuhle auf Midlumer Grund lag. Am 23. März wurde die im Jahre 1750 erbaute erste eigenständige Schule abgerissen.
1994
Auf dem Gelände der 1988 gegründeten und später aufgegebenen Meierei wird das Dorfzentrum mit Feuerwehrgerätehaus errichtet, welches im Rahmen eines Dorferneuerungsprogramms finanziert werden konnte.
Copyright Gemeinde Midlum — Wer Interesse hat, mehr über Midlum zu erfahren, kann das Buch „Chronik der Gemeinde Midlum – Unser Dorf“ käuflich erwerben. Hierzu bitte an Tanja Friedrich wenden, Telefon 04681/501386.